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Austellungen HfG

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Am 1. Juni bot sich mir die Gelegenheit, der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe einen kleinen Besuch abzustatten. Dabei fand ich mich mitten im Aufbau zweier neuer Expositionen wieder. Bei der Diplomausstellung der Abschlussarbeiten 2021/22 konnte ich mit den zwei Absolventinnen Mio Kojima und Vanessa Bosch ins Gespräch kommen. Über die Ausstellung "Munitionsfabrik" und ihren engen Zusammenhang mit der Hochschule berichtete mir Thomas Rustemeyer, Vertretungsprofessor an der HfG.


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Mio Kojima und Vanessa Bosch, die unter anderem für die Programmplanung zuständig waren, führen mich durch den Lichthof der HfG. Um uns herum ist es geschäftig, überall werden noch einmal die Kunstwerke der Absolvent*innen aus den Jahren 2021/22 hervorgekramt und platziert, denn die Vernissage steht kurz bevor.
Die Diplom-Austellung ist noch bis zum 19.06.22 in der HfG in Karlsruhe zu finden und bietet darüber hinaus ein spannendes Programm mit Workshops, Führungen und Lesekreisen an. Das Team bilden hauptsächlich die Alumni diesen Jahres in Zusammenarbeit mit Oliver Selim Boualam, der das Austellungsdesign entwickelte, Lena Reitschuster, die sich um das Lektorat kümmerte und einem dreiköpfigen Art-Direction-Team: Jannis Zell, Phil Zumbruch
und Bárbara Acevedo Strange.





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Die Thematik des gemeinsamen Spielens und Ausprobierens findet sich nicht nur in den Projekten selbst wieder. Die Ausstellungsstruktur unterstützt die Spannungen, aber auch Verbindungen der einzelnen Objekte. Dabei spielt das visuelle Element „Hopscotch“ („Himmel und Hölle“-Spiel) eine große Rolle. Es verkörpert Spontanität, Regeln (die man aber auch wieder brechen kann) und den Weg von A nach B, der durch verschiedene Bausteine bewältigt wird. Die Absolvent*innen beziehen sich damit auf den eigenen Werdegang an der Hochschule und Studienabschluss als Zielpunkt. Der Prozess bis zu diesem Moment wird hier durch die verschiedenen Wahlmöglichkeiten der Bausteine, also der Interdisziplinarität des Studiums, kontextualisiert.
Während wir weiterschlendern, werden bereits Fotografien an der sogenannten "Membran" aufgehängt, die sich in Form eines zusammengehörigen, aber durchlässigen Gerüsts um die räumlichen Ausstellungsstücke windet. Die Kunstprojekte der Mitwirkenden sind thematisch bunt gemischt und trotzdem in fließende "Cluster" zusammengefasst: All we as leaves, all we as light, all we as clouds, all we as moss und all we as waves. Entsprungen sind diese Ausdrücke als Erweiterung der Zeile "All we as leaves" aus dem Roman “Plainwater”, von Anne Carson.
Vanessa und Mio erzählen mir von der Herausforderung, den eigentlichen Umfang ihrer Projekte stark zu reduzieren, um die Kapazitäten der Exposition bei so vielen Künstler*innen nicht zu sprengen. Trotzdem sind beide sehr dankbar, noch einmal die Chance zu erhalten, ihre Werke gemeinsam mit den anderen Graduierten präsentieren zu dürfen.



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Auch Räumlichkeiten und Initiativen der HfG werden mit in das Programm eingebunden und vorgestellt. Beispielsweise das Biodesign-Lab, in dem ein Workshop stattfinden soll oder eine Veranstaltung in Kooperation mit "Intertuesday", einem Format, das Studierenden oder Alumni eine größere Sichtbarkeit zukommen lässt.
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Wir treten vor einen Bildschirm mit fast hypnotisch wabernden Farben, sofort erklingt eine experimentelle Musik über unseren Köpfen. Während man das Manifest durchblättert, kann die bettähnliche Fläche mit ungewöhlich geformten Kissen und den hybriden Skulpturen aus Sextoys und Gehäuselosen Meeresschnecken bewundert werden.
Vanessa erzählt uns ein wenig, welche Gedanken hinter ihrem hydrofeministischen Manifest stecken.

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Mio führt mich in einen abgedunkelten Raum. Sofort verändert sich die Akustik und damit meine gesamte Wahrnehmung komplett. Hier findet sich kein visuelles Kunstobjekt oder ähnliches. In diesem Raum geht es alleine um das Hören. Zwei Speaker sollen das Dunkel beschallen. Im Fokus: Die performative Untersuchung einer Interviewreihe in verschiedenen Räumen der virtuellen Kommunikation.

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Mio und Vanessa wandern weiter. Nun stehen wir vor der "Membran" und blicken auf einige Fotografien.
Alexander Theis hat Medienkunst studiert. In seiner Arbeit findet sich absichtlich kein konkretes Konzept: Er sammelt Fotos, die er über Jahre hinweg schnappschussartig einfängt. Dadurch bieten die Bilder eine Art Rückblick auf seine vergangenen Jahre an der HfG. Die Auswahl und Positionierung seiner Fotografien hat er selbst gewählt. Damit lenkt er zwar den Blick der Betrachter*innen ein wenig, lässt aber großen Spielraum für eigene Assoziationen.

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An der HfG studierte Carmen Westermeier Medienkunst und Medienphilosophie. Ihr Projekt „EXTRA BOLD“ gehört dem Cluster „All we as waves“ an. Sie beschäftigt sich mit dem Fettgewebe und fetten Körper im gesellschaftlichen Kontext, der Unsichtbarkeit dieser in den Medien und die Sichtbarkeit des Körpers selbst. Sie bespielt direkt mehrere Formate: Ihre Arbeit vor mir ist raumfüllend aufgebaut, beinhaltet VR und Fotografie. Zusätzlich organisiert sie Lesekreise.
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Auch diese Exposition läuft zwischen dem 1. Juni bis zum 11. September 2022 im Lichthof der HfG (Am Wochenende werden Führungen angeboten).
Anlass der Zusammenstellung unterschiedlicher Kunstprojekte von Studierenden der letzten Jahre und Recherchearbeiten aus verschiedensten Archiven, gibt das 30-Jährige Jubiläum der HfG.
Die Ausstellung ist innerhalb eines Seminars entstanden, dabei lässt sich die zentrale Thematik schon im Titel ablesen: Mithilfe von Postern, Originalgegenständen und Kunstprojekten der Studierenden, Professor*innen oder Ehemaligen, und der Analyse von Archivmaterial, wird die dynamische Geschichte des Hochschulgebäudes aufgearbeitet. Dabei beschäftigt sie sich mit der Architektur des Konstrukts, den Menschen, die (teilweise mehr oder weniger freiwillig) ein und aus gingen und der Nutzung des Hallenbaus, beziehungsweise des umliegenden Areals. Von der Konstruktion, über die Waffenproduktion und Zwangsarbeit, bis hin zur Übernahme durch die Künstler*innen und dem Einzug der HfG ist alles dabei!
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Ich habe Thomas Rustemeyer, Vertretungsprofessor für Ausstellungsdesign, zum Inhalt und Entwicklungsprozess der Exposition und den Geschehnissen nach der Auslagerung der Munitionsfabrik befragt. Er verrät mir außerdem, welche Eindrücke und Denkanstößen die Besucher*innen mitnehmen können.

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Die Geschichte der HfG begann im Jahre 1914, als „Blitzarchitekt“ Philipp Jakob Manz mit dem Bau des Gebäudes beauftragt wurde. Ironischerweise dauerte dieser bis 1918, obwohl er schon 1915 begann. Grund dafür könnte die enorme Größe des Komplexes dargestellt haben: mit einer Länge von 318 m, ist der Hallenbau länger als die Titanic! Seine Pläne zeigen einen modernen Beton-Skelettbau, den er mit historisierenden Elementen verzierte. Die Garderoben der 250 Arbeiter und 500 Arbeiterinnen befanden sich im Keller. Als das Bauwerk errichtet wurde, war das restliche Areal schon längst mit zahlreichen Produktionshallen bestückt und in Besitz der Aktiengesellschaft „Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken“. Hier wurden schon während des 1. Weltkrieges Munition und Waffen hergestellt. Zu diesem Anlass sollte auch das letzte Gebäude errichtet werden, kam aber erst während 2. Weltkrieges zum Einsatz. In den Jahren bis zum Ausbruch des neuen Krieges diente es der Anfertigung anderer Produkte.
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Während der NS-Zeit hielten Zwangsarbeiter*innen den Betrieb der Fabrik unter unmenschlichen Bedingungen aufrecht. Im Jahre 1934 wurde der Komplex in einen Luftschutzkeller umfunktioniert und das Dach in Tarnoptik gestrichen, um sich besser in das Stadtbild einzuordnen. Nach dem 2. Weltkrieg änderte das Unternehmen seinen Namen und nannte sich ab diesem Zeitpunkt „Industriewerke Karlsruhe-Augsburg“. Nun stellte die Firma an diesem Standort nur noch harmlose Gegenstände wie Nähmaschinen her. Doch wie Lukas Klein in seiner Arbeit recherchiert, wurden noch bis in die 70er-Jahre „Tellerminen“- grausame und geächtete Waffen - in Grötzingen produziert und von Karlsruhe aus koordiniert. Der Export erfolgte in die ganze Welt. Als das Gebäude Ende der 70er leer stand, dauerte es nicht lange, bis eine Reihe Künstler*innen, allen voran der Künstler Georg Schaller, die Räumlichkeiten für sich entdeckten. Hier hatten sowohl „große“ Kunst, als auch Performance-Projekte Platz. Um die Arbeit in Ateliers zu ermöglichen, fand erneut ein Umbau statt. Mit dem Gründer Heinrich Klotz zogen schließlich das ZKM und die HfG ein.
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